In unserer Schule gab es einen Jungen, den alle zu meiden versuchten. Seine Familie galt als problematisch: Sein Vater saß eine Haftstrafe wegen Diebstahls ab, seine Mutter trank und stand kaum vom Sofa auf.
Kinder aus angesehenen Familien verzogen die Nase, Lehrer ignorierten ihn, und Klassenkameraden spotteten nur über ihn. Aber ich sah in ihm etwas mehr.
Anfangs habe ich mich aus Mitleid mit ihm unterhalten – es war unerträglich, ihn immer allein zu sehen. Doch je mehr ich ihn kennenlernte, desto stärker fühlte ich mich zu ihm hingezogen.
Er stellte sich als erstaunlicher Mensch heraus: freundlich, fürsorglich und mit einer unglaublichen inneren Stärke. Für luxuriöse Geschenke hatte er kein Geld, doch er fand immer einen Weg, mich glücklich zu machen.
Eines Tages, als ich mir mit meinen neuen High-Heels die Füße wundgelaufen hatte, nahm er mich einfach in seine Arme und trug mich nach Hause, ohne auf die überraschten Blicke der Passanten zu achten.
Nach dem Schulabschluss beschlossen wir, unseren Eltern von unserer Beziehung zu erzählen. Sie kannten seine Familie und lehnten sofort ab: „Vergiss diesen Jungen. Er hat keine Zukunft. Du verdienst Besseres!“
Sie verboten mir, mich mit ihm zu treffen, stellten Ultimaten, aber Liebe kennt keine Grenzen.
Trotz ihrer Verbote blieben wir zusammen. Er bemühte sich zu beweisen, dass er nicht so war wie seine Familie und dass er mich glücklich machen würde. Doch meine Mutter wurde nur noch ärgerlicher:
— Weißt du überhaupt, wen du heiraten willst? Er ist ein Versager! Er hat kein Zuhause, keinen sicheren Job und keine anständige Familie! Du wirst dein Leben ruinieren!
Doch das hielt mich nicht auf. Ich wusste, dass er mein Schicksal war.
Im vierten Studienjahr machte er mir einen Heiratsantrag. Wir feierten Hochzeit und zogen in eine winzige Mietwohnung. Ich arbeitete im Büro, und er gründete mit einem Freund ein kleines Unternehmen. Mit der Zeit florierten die Geschäfte.
Die Jahre vergingen. Heute haben wir zwei wundervolle Kinder, eine gemütliche Wohnung und ein Auto. Trotz aller Schwierigkeiten ist mein Mann derselbe geblieben wie in jungen Jahren: fürsorglich, treu und immer bereit, mich zu unterstützen.
Als meine Eltern sahen, welch großartiger Mensch er geworden war, gaben sie schließlich ihren Fehler zu. Sie nennen ihn jetzt ihren Sohn, und er nennt sie Mama und Papa. Vielleicht hatte er als Kind keine richtige Familie, aber heute baut er eine solide, glückliche und liebevolle eigene Familie auf.