Ich kam gegen sieben Uhr abends nach Hause. Normalerweise ist mein Mann um diese Zeit schon da, aber diesmal war die Wohnung leer.
Die Kinder waren bei seiner Mutter, also beschloss ich, es ruhig anzugehen. Ich würde mir etwas zu essen machen, mich entspannen und früh ins Bett gehen. Wahrscheinlich würde er wie in den letzten Monaten gegen Mitternacht nach Hause kommen. Ehrlich gesagt war es mir längst egal, was er so trieb.
Doch plötzlich klingelte das Telefon. Auf dem Display erschien sein Name. Ich nahm ab, und er sprach sofort:
— Du hast bestimmt bemerkt, dass ich in den letzten Tagen spät nach Hause komme. Eigentlich habe ich eine andere. Bitte, kein Drama.
Ich hob leicht die Augenbrauen, ohne Wut oder Überraschung zu empfinden.
— Ehrlich gesagt hätte ich das nicht von dir erwartet. Du weißt genau, dass ich morgen zum Friseur muss und du auf die Kinder aufpassen solltest. Warum konntest du das nicht bis morgen sagen? — antwortete ich, bemüht, ruhig zu bleiben.
Er schwieg, offensichtlich überfordert. Er wusste nicht, wie er reagieren sollte, und verstand nicht, warum ich weder weinte noch schrie.
— Sag mal, ich wollte gerade essen. Weißt du, wo die Mayonnaise ist?
— Fragst du nicht mal, wer sie ist? Warum ich gehe? Du sorgst dich gar nicht? Willst du nicht, dass ich zurückkomme? Liebst du mich überhaupt nicht mehr?
Ich dachte eine Sekunde nach, bevor ich antwortete:
— Es ist mir völlig egal, wer sie ist oder warum du gehst. Das ist dein Problem. Oder hast du etwa die Mayonnaise mit zu deiner Geliebten genommen?
Er konnte kaum glauben, was er da hörte:
— Was für eine Frau du bist! Dein Mann verlässt dich, und du fragst nach Mayonnaise? — sagte er. Und ich dachte, es wäre wohl Zeit, dieses Gespräch zu beenden.
Ich fühlte keinen Schmerz, keine Reue. Alles, was mir wichtig war, waren die Kinder und das Zuhause. Mein Mann konnte gehen, wohin er wollte — für mich war sein Weggang schon lange kein Verlust mehr.