Ein achtjähriger Schüler trug vierzig Tage lang eine gestrickte Wintermütze, selbst bei Sommerhitze. Als Schulkrankenschwester Sofia schließlich beschloss, nachzusehen, was darunter verborgen war, war sie horrifiziert.
Die Temperatur war abrupt auf –30 °C gefallen, während viele Kinder noch in T‑Shirt und Shorts im Schulhof spielten. Auf ihrem Kontrollgang durch die Flure fiel ihr sofort ein Junge auf, der warme Hosen, eine dicke Jacke und genau jene Mütze bis über die Augenbrauen trug, als wäre sie fest mit seinem Kopf verwachsen.
„Hallo“, flüsterte Sofia. „Dir ist doch sicher warm… Möchtest du nicht deine Mütze abnehmen?“
Der Junge erstarrte, klammerte sich an die Mütze und flüsterte, er müsse sie behalten. Sofia drängte nicht weiter, doch die Anspannung des Jungen beunruhigte sie: Er zuckte schon bei der leisesten Berührung, als verberge sich etwas Schreckliches unter der Mütze.
Beim Mittagessen erzählte sie der Klassenlehrerin von ihren Bedenken. Die Lehrerin meinte lediglich, der Junge habe die Mütze seit den Frühjahrsferien nie abgenommen und sei in Sport zusammengebrochen, als der Trainer sie ihm abnehmen wollte. Die Familie erklärte, das sei eine „rein familiäre Entscheidung“.
Eine Woche später wurde der Junge mit starken Kopfschmerzen ins Krankenhaus eingeliefert. Sofia, von Sorge getrieben, zog Handschuhe an und nahm ihm vorsichtig die Mütze ab. Darunter befanden sich keine Haare, sondern Dutzende von kreisrunden, nässenden Narben – Brandwunden von Zigaretten, einige bereits vernarbt, andere frisch und infiziert.
Der Junge saß schweigend da, den Blick gesenkt. Er gestand, dass sein Vater jedem verboten hatte, seine Mütze abzunehmen, und sein älterer Bruder sie ihm gekauft hatte, um die Brandmale zu verbergen. In jener Nacht nahm die Polizei den Vater fest, und der Junge wurde in Sicherheit gebracht und medizinisch versorgt.