Mein Sohn hat mich mitten auf einer verlassenen Straße wegen seiner Frau zurückgelassen, aber niemand hätte sich vorstellen können, dass einen Monat später so etwas passieren würde.

LEBENSGESCHICHTEN

Ich habe meinen Sohn allein großgezogen. Schon in seinen ersten Lebenstagen wurde er alles für mich. Ich lebte für ihn. Ich kaufte mir keine Kleider, gönnte mir keine freien Tage, ich weiß nicht mehr, wann ich das letzte Mal ruhig geschlafen habe — alles für ihn.

Ich arbeitete Tag und Nacht: auf der Post, als Reinigungskraft, ich spülte Geschirr in einem Café. Wenn man mich fragte, warum ich mich so verausgabe, sagte ich immer: «Ich möchte, dass mein Sohn alles hat, was ich nicht hatte.»

Ich glaubte, dass er, wenn ich alt wäre, bei mir bleiben würde. Dass er mich nicht verlassen, mich nicht verraten würde. Er sagte immer: «Mama, wenn ich groß bin, kaufe ich dir ein Haus und ein Auto!» Und ich glaubte ihm. Denn das war mein Junge.

Aber alles änderte sich, als eine Freundin in sein Leben trat. Schon auf den ersten Blick wusste ich — dieses Mädchen wird nichts Gutes bringen.

Sie sah mich mit einem kalten Lächeln an. Sie nannte mich niemals beim Namen. Weder „Tante“, noch „Mama“ — nur „du“.

Sofort versuchte sie meinem Sohn einzureden, dass ich ihn angeblich behindere. Sie tadelte ihn dafür, dass er mir hilft, und sagte:
— «Warum gibst du deiner Mutter Geld? Wenn sie essen will, soll sie arbeiten.»
— «Hör auf, sie überallhin mitzunehmen. Du hast jetzt deine eigene Familie.»

Sie spann Intrigen, riet ihm ab, mich zu besuchen. Sie erzählte Bekannten, ich manipuliere ihn, obwohl ich ihn manchmal nur anrief, um zu fragen, ob alles in Ordnung sei.

Als ich ihm einmal einen Kuchen brachte, setzte sie ihn vor die Tür mit den Worten:
— «Er soll sich erst die Hände waschen, die aus einer fremden Küche kommen, bevor er Essen bringt.»

Er wurde immer kälter. Mit jedem Tag spürte ich, wie ich meinen Sohn verlor. Und dann — eines Morgens — sagte er:
— «Mama, ich will dich irgendwohin bringen. Du wirst dort nur kurz leben. Du wirst dich erholen.»

In seiner Stimme war keine Wärme, keine Fürsorge. Ich wusste, wohin er mich fuhr. Aber ich ging mit. Weil es mein Kind war.

Wir fuhren lange. Immer weiter weg von der Stadt. Irgendwann hielt er an. Eine verlassene Straße. Keine Häuser, keine Menschen. Nur Sand und Wind.

— «Steig aus», sagte er.

Ich stieg aus. Er sah mir nicht in die Augen. Schweigend schloss er die Tür und fuhr weg und ließ mich mitten in der Wüste zurück.

Ich stand da, ungläubig. Es war, als hätte man mir das Herz herausgerissen. Ich schrie nicht. Tränen flossen nicht einmal. Es gab nur Stille und Schmerz. Ich wusste nicht, wohin ich gehen sollte. Ich wusste nicht, wie ich weiterleben sollte.

Ich stand da und betete, aus diesem Alptraum zu erwachen.

Ein entfernter Verwandter nahm mich auf. Er lebte allein im Dorf und gab mir Unterkunft. Ich rief meinen Sohn nicht an. Ich wollte seine Stimme nicht hören.

Ein Monat verging. Und dann — er kam.

Er kniete vor mir und weinte wie ein Kleiner.

Es stellte sich heraus, dass seine Freundin ihn betrogen hatte. Sie hatte ihn mit seinem eigenen Freund betrogen. Sie hatte fast das gesamte Geld vom gemeinsamen Konto gestohlen. Sie war geflohen. Sie ließ ihn mit Schulden und Schande zurück.

Er sagte, damals, als er mich fortschickte, habe er geglaubt, das Richtige zu tun. Dass er ein «neues Leben» aufbaue. In Wirklichkeit zerstörte er alles.

Er flehte mich an, ihm zu verzeihen. Tränen liefen über seine Wangen. Er küsste meine Hände.
— «Mama, verzeih… Ich habe vergessen, wer mich wirklich liebt.»

Und ich starrte ihn nur an und dachte: Brauche ich dieses Verzeihen?

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