Beim ersten Mal habe ich aus Dummheit geheiratet. Wir lebten vier Jahre zusammen, unsere Tochter wurde geboren.
Mein Mann verließ uns, ließ uns allein. Eine neue Familie, ein neues Leben – und an das alte erinnerte er sich kaum noch. Höchstens einmal im Monat kam eine nüchterne Unterhaltsüberweisung, aber ich beschwerte mich nicht.
Ich gewöhnte mich daran, nachts aufzustehen, das Kind zu beruhigen, mich kaputtzuarbeiten, nur damit meine Tochter alles hatte, was sie brauchte.
Beim zweiten Mal ging ich mit offenen Augen zum Altar. Ich glaubte nicht mehr an perfekte Beziehungen, wusste aber, wie man einem Mann gefällt, welche Worte er hören möchte und welche Gewohnheiten ihm wichtig sind.
Diese Ehe war stabiler – sechs Jahre. Aber auch sie zerbrach. Nach der Scheidung hatte ich diesmal einen Sohn.
Als mein Ex-Mann mir vorschlug, ihm die Wohnung zu überlassen, und finanzielle Hilfe versprach, begann ich nachzudenken. Plötzlich hatte ich eine Eingebung.
— In Ordnung, — sagte ich. — Ich bin einverstanden, nimm die Wohnung. Aber nimm auch unseren Sohn. Ich zahle Unterhalt. Ganz gesetzlich.
In seinen Augen erschien der Ausdruck, auf den ich gewartet hatte – eine Mischung aus Angst und Verwirrung.
— Was? – fragte er, als hätte er sich verhört.
Seine neue Partnerin, die bisher geschwiegen hatte, reagierte ebenfalls.
— Du bist seine Mutter! Du musst das Kind erziehen! – rief sie aus.
Muss ich? Warum? Warum glauben alle, dass die Frau die Kinder allein großziehen muss, während sich die Ex-Männer ein neues glückliches Leben aufbauen? Warum sagt niemand, dass auch ein Sohn seinen Vater braucht?
— Es ist beschlossen, — wiederholte ich bestimmt.
Sie versuchten zu diskutieren, mich zu überreden, Mitleid zu wecken. Aber ich blieb standhaft.
Es sind Jahre vergangen. Ich habe meine Entscheidung nie bereut. Mein Sohn wuchs bei seinem Vater auf – und das hat beiden gutgetan. Mein Ex-Mann, der lernen musste, sich um ein Kind zu kümmern, hat sich verändert. Und ich? Ich habe endlich angefangen, für mich zu leben.
